Der Fahrdraht

Lange Zeit war meine Oberleitung nur mit dem Fahrdraht bespannt. Der Grund, ich war auf der Suche nach dem geeignesten Draht.

 

Ich versuchte es mit folgenden Meterialien:

  1. Kupferdraht 0,4mm, nicht isoliert.
  2. Neusilberdraht 0,3mm, nicht isoliert
  3. Phosphor/Bronze-Draht 0,4mm, roh

1. Der erste Kupferdraht 0,4mm hatte einige Vorteile wie, gut lötbar, Drahtdicke war gut und farblich stimmte dieser Draht. Der 

    Draht patinierte sich sehr rasch und dies führte zu Kontaktproblemen mit der Bügelwippe.

2. Neusilberdraht 0,3mm war sehr gut lötbar und die Drahtdicke ideal. Die Verbindung Draht / Bügelwippe funktionierte immer.

    Hingegen störte die Silberfarbe beträchtlich. Für eine nicht funktionierende Fahrleitung die farblich nachbehandelt würde

    aber brauchbar.

3. Phosphor/Bronze-Draht 0,4mm befriedigte nur in seiner Farbgebung. Hingegen war er nicht gut lötbar und der Draht kann

    nicht absolut grad gezogen werden, er ist zwirrlig.

 

Seit ca. 10 Jahren fahre ich definitiv mit Kupferdraht ca. 0,3mm - 0,35mm. Nun ist nicht nur der Fahrdraht gespannt, sondern auch der Trägerdraht.

Vermutlich ist die Legierung dieses Kupferdrahtes anders als beim ersten Kupferdraht den ich verwendete. Jedenfalls beschlägt sich der Draht nur ganz wenig und der Kontakt mit der Bügelwippe ist sehr gut. Fazit, offenbar ist Kupferdraht nicht einfach Kupferdraht. Welche Legierung ich da erwischt habe ist vermutlich ein Werkgeheimnis. Den Draht erhielt ich nämlich von einer Firma, die Draht für kleinste Motörli für die Raumfahrt herstellt.

 

Die lustige Episode meiner Fahrdrahtbeschaffung will ich euch nicht vorenthalten:

Es begann mit der Suche im Internet nach Kupferdraht. Wahllos pikte ich eine der zahlreich aufgeführten Firmen heraus und nahm mit einer Firma im Entlebuch telefonischen Kontakt auf. Ich gab mich als Modellbahner zu erkennen und schilderte meinen Wunsch nach Kupferdraht, unisoliert und ca. 0,3mm dick. Der nette Mann auf der anderen Seite erklärte mir zwei Probleme. Einmal sei es schwierig, nicht isolierten Draht in der Firma zu finden und zweitens in meiner gewünschten Drahtdicke. "Es dürfe auch etwas dickeren Draht sein", äusserte ich mich um im Geschäft zu bleiben. In der Firma noch dickeren Dahrt zu finden werde noch schwieriger, denn sie würden zum Wickeln von Kleinstmotoren Kupferdraht dünner als ein Haar herstellen. Ups was nun? Aber der Mann hatte ein gutes Herz für einen Modellbahner und offerierte mir nach einigen Rücksprachen, unisolierten Kupferdraht 0,46mm. Er fragte mich nach der Menge und ich äusserte bescheiden, "ca. 100m". "Wenn ich die Maschine ein- und gleich wieder ausschalte sind über 500m aufgewickelt", erklärte mir der Mann. Die weitere Konversation handelte sich nur noch um den Preis. Drei Tage später war ich in dieser Firma und konnte eine Spule Kupferdraht in Empfang nehmen, kostenlos.

Vielen herzlichen Dank.

 

 

 

 

Der nebenstehende Plan ist nicht massstäblich auf einem Blatt 2xA4. Der Plan stellt die Gleisführung im sichtbaren Bahnhof dar. Darauf aufgezeichnet sind die verschiedenen Fahrdrahtführungen.

Die Pfeile ganz rechts und links aussen stellen Abspannpunkte dar. Alle anderen Pfeile sind Festpunkte.


Mit dieser Aufnahme versuche ich aufzuzeigen wie filigran dieser Fahrdraht wirkt. Hier handelt es sich aber nicht mehr um einen Kupferdrat 0,46mm, sondern viel feiner.

 

Der auf einer kleinen Rolle aufgewickelte Draht wird beim Abwickeln recht zapplig. So kann der Draht nicht unter die Fahrleitungsjoche geführt werden, geschweige ist an ein Löten zu denken.

 

So wickelte ich 4m lange Stücke ab der Rolle, befestigte ein Ende an die Türklinke und zog am anderen Ende, mit einer Flachzange, den Draht 1,20m in die Länge. Ich hatte gelesen, dass durch dieses Ziehen des Drahtes eine chemische Reaktion stattfinden soll.

 

Jedenfalls ist danach der Draht in einer idealen Dicke und schnurgerade.


 

 

 

 

Als Vorarbeit habe ich im Bahnhof die Querjoche und die Richtseile an resp. in den beiden Masten verlötet und vorher mit den nötigen Spurhaltern und Isolatoren bestückt. Nun galt es die Spurhalter, gemäss der MOROP Norm 201,  in die geeigenet Fahrdrahtlage zu bringen. Dazu fertigte ich anhand der Norm, eine Lehre aus Karton. Anhand dieser konnte ich die Spurhalter am Richtseil,  mit einem Tropf Lötzinn, genau justieren. 


 

 

Vom Festpunkt her zog ich dann den 5m langen Draht unter den Jochen in die Bahnhofanlage ein. Dann verlötete ich den Festpunkt.

Am anderen Ende, welches über den Anlagerand hinausragte, befestigte ich eine leere Bierflasche mit Bügelverschluss (500gr.).

Mit diesem Zug am Draht begann ich vom Festpunkt aus, den Fahrdraht der Reihe nach an die Spurhalter anzulöten. An der Feder des Abspannpunktes zog ich zuletzt das Ende des Fahrdrahtes durch, spannte die Feder nach meinen Berechnungen so weit, dass sie 500gr zog, und verlötete dann das Fahrdrahtende.


 

 

 

 

So sieht meine Fahrleitung auf der rechten Anlagehälfte aus.

Klicken sie auf das Bild und vergrössern sie es noch zusätzlich.

Es könnte sein, dass die Fahrleitung immer noch filigran wirkt.


Weiteres über Fahrleitungsbau neueren Datums unter Projekt Depot Spiez, Fahrleitung 200/260